Mehr als ein Turnier: Eine Woche für gelebte Inklusion in Nyon
- lstein42
- 2. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Die vergangene Woche in Nyon war etwas ganz Besonderes. Während der UEFA Youth League Finals durften wir fünf Tage lang erleben, wie kraftvoll Fussball sein kann, wenn es um Begegnung, Inklusion und gegenseitiges Verständnis geht. Von der ersten gemeinsamen Mahlzeit bis zum abschliessenden Abendessen im UEFA-Hauptsitz war die Stimmung geprägt von Offenheit, Freude und dem Willen, Barrieren abzubauen – auf und neben dem Platz.
Am Donnerstag reisten die Spieler aus Griechenland und von Everton FC im Hotel an. Beim gemeinsamen Abendessen aller Teams und Organisationen wurde schnell klar: Diese Woche würde mehr sein als nur ein Sportprogramm – es würde ein Ort des Austauschs und der Gemeinschaft entstehen.
Am Freitag ging es dann zum Colovray Sports Centre, wo die Youth League Finals stattfanden. Unser gemeinsamer Ausstellungsstand mit der UEFA Foundation for Children war durchgehend gut besucht. Rund um die Mittagszeit kamen auch unsere Amputierten-Teams auf dem Youth Plaza an und sorgten sofort für Begeisterung. Auf dem Footair-Feld zeigten sie ihr Können – und beim Walking Football Experience hatten alle Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, selbst ein paar Minuten mit ihnen zu spielen. Eine echte Einladung zum Mitmachen und Verstehen.

Das Walking Football-Turnier am Samstag war ein echtes Highlight. Je drei Spieler der vier U-19 Halbfinalisten (AZ Alkmaar, Trabzonspor, FC Barcelona und FC Salzburg) spielten gemeinsam mit den Amputierten. In den ersten Partien durften nur die Amputierten Tore schiessen, später wurden die U-19-Spieler herausgefordert, selbst mit Krücken zu spielen. Anfangs war die Zurückhaltung spürbar – doch mit jedem Pass fiel ein Stück Unsicherheit. Am Ende war nichts mehr von Zurückhaltung übrig, sondern nur noch gegenseitiger Respekt, echtes Interesse und Begeisterung.
Am Sonntag ging es weiter nach Lausanne ins Olympische Museum. Dort gab Dr. Jürgen Buschmann den Teilnehmenden spannende Einblicke in die Geschichte und Arbeit des IOC. Ein Ausflug, der den Blick geweitet und viele neue Perspektiven eröffnet hat.

Den Abschluss bildete am Montag die gemeinsame Konferenz von FOOTBALL IS MORE und der UEFA Foundation im Château de Bossey mit dem Titel: Die Rolle des Fussballs in sozialer Verantwortung und Inklusion für Kinder. Diskutiert wurde, wie soziale Projekte aktuell in Clubs und Ligen umgesetzt werden – und welche strukturellen, organisatorischen und finanziellen Voraussetzungen es braucht, um ihr Potenzial wirklich auszuschöpfen. Auf dem Podium: Jorge Miranda (CEO, Benfica Lissabon Foundation), Werner Wolf (Präsident, 1. FC Köln), Hanspeter Rothmund (CEO, FOOTBALL IS MORE Foundation), Steve Johnson (Amputierter Spieler & Coach, Everton in the Community) und Ismail Temiz (Trainer der türkischen Nationalmannschaft im Amputiertenfussball). Es war ein ehrlicher Austausch – mit viel Expertise, aber auch mit ganz konkretem Blick in die Zukunft.
Ein paar Stunden vor dem Anpfiff des Youth League Finals kam es noch zu einem sportlichen Höhepunkt: Die polnische Amputierten-Nationalmannschaft – die am Mittag angekommen war – spielte gegen ein gemischtes Team aus Everton-, griechischen und Special Guest-Spielern. Das Spiel war intensiv und emotional, am Ende gewann das polnische Team mit 6:1.
Den krönenden Abschluss bildete ein gemeinsames Abendessen im UEFA-Hauptsitz, bei dem unsere Amputierten-Teams zusammen mit den beiden Finalisten, Trabzonspor und dem späteren Sieger FC Barcelona, den Abend ausklingen liessen.
Diese Woche in Nyon hat eindrucksvoll gezeigt, welches Potenzial im Fussball steckt, wenn Inklusion nicht nur ein Ziel, sondern gelebte Realität ist. Die Begegnungen, Erlebnisse und Gespräche dieser Tage wirken weit über den Sport hinaus. Wir nehmen viel Inspiration mit und blicken voller Motivation darauf, Inklusion künftig noch wirkungsvoller und umfassender zu gestalten.
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